Parteientstehung und Parteisysteminstitutionalisierung unter den Bedingungen der Mediendemokratie in Polen.
Betreuung: Prof. Dr. Petra Stykow
Was zeichnet Parteien und Parteisysteme, die unter den Bedingungen der Mediendemokratie entstanden sind aus? Inwiefern sind sie anders, ja vielleicht sogar moderner, als jene Parteien und Parteisysteme, die in Westeuropa früher entstanden sind und sich nun, im Prozess der Medialisierung, schrittweise den neuen Bedingungen anpassen? Am Fall Polens soll untersucht werden, inwiefern die Parteien dort ihre Organisationsstrukturen, ihre Strategien und ihre Personal- und Bündnispolitik an die medial dominierte politische Umwelt angepasst haben.
Die zu untersuchende These ist, dass vor allem jene polnischen Parteien, die in der zweiten demokratischen Dekade entstanden sind, also beispielsweise die Bügerplattform (Platforma Obywatelska, kurz: PO) und Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość, kurz PiS), sehr weitgehend dem entsprechen, was in Westeuropa als „Medienpartei“ und „Medienkommunikationspartei“ bezeichnet wird: Der Erfolg dieser Parteien basiert stark auf dem persönlichen Charisma einzelner Parteiführer, ihre Mitgliedsstrukturen sind schwach ausgeprägt und spielen für den Wahlkampf kaum eine Rolle, wohingegen professionelle Medienberater und informelle Medien-Reaktions-Teams parteiintern eine wichtige Position einnehmen.
Um zu überprüfen, ob diese These zutrifft werden Parteidokumente und Statistiken, öffentliche Äußerungen führender Politiker und eigens zu diesem Zweck geführte Interviews mit Partei-Akteuren (vor allem Angehörige der Parteiverwaltung und Pressesprecher) ausgewertet.
Aufbauend auf die Untersuchung der Parteistrukturen sollen dann Überlegungen über das polnische Parteisystem in seiner Gesamtheit angestellt werden: Was bedeutet die Medialisierung der Parteien für die Stabilität des Parteisystems? Können Veränderungen im Mediensystem Veränderungen im Parteisystem nach sich ziehen und umgekehrt?