Polen und Deutschland im modernen Europa
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Politisierung von Religion in Polen nach 1989. Aktivierung der Staat-Kirche-Cleavage ohne christdemokratische Parteien?

Betreuung: Prof. Dr. Petra Stykow

Das Ziel dieser qualitativen Einzelfallstudie ist es die Politisierung von Religion in Polen nach 1989 zu untersuchen und zu zeigen, ob eine Aktivierung der Staat-Kirche-Cleavage ohne christdemokratische Parteien (Hanley 1994) stattgefunden hat. Im Allgemeinen werden Spaltungsstrukturen bzw. Cleavages als konzeptuelles Bindeglied zwischen der Sozialstruktur und dem politischem System verstanden. Mit Hilfe eines Konzepttransfers wird das Modell von Lipset und Rokkan (1967) auf Polen übertragen.

Die starke Rolle der Kirche während des kritischen Wendepunktes von 1989 sowie die hohe Religiosität der Bevölkerung, werden in der Literatur als Indizien für die Relevanz der Religion in Polen angesehen. Entsprechend dieser historischen Umstände wurde auf der Basis des Cleavage-Modells durch einige Autoren die Erwartungshaltung formuliert, dass nach dem ausgehandelten Systemwechsel und der Einführung eines kompetitiven Parteiensystems - entsprechend der westeuropäischen Fälle - der Staat-Kirche Cleavage durch eine christdemokratische Partei übersetzt werden würde (Szczerbiak 2008).

Warum konnte sich aber dennoch keine parteipolitische Organisation mit Hilfe der Transformation von Religion dauerhaft im Parteiensystem etablieren? Ausgehend von der Modifikation des Cleavage-Modells durch Kriesi und Grande (2012) ist es möglich, dass Akteure in anderen Arenen Spaltungsstrukturen übersetzen. Haben Funktionsäquivalente wie die Kirche selbst oder intermediäre Akteure wie z.B. kirchennahe Medien den Konflikt partiell transformieren? Wurde in Polen nach der pacted transition Religion und Religiosität vorwiegend außerhalb der parteipolitischen Arena politisiert? Ausgehend von diesen Prämissen und Forschungsfragen wird die Übersetzung der Staat-Kirche-Cleavage in verschiedenen Arenen seit 1989 analysiert.



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