Polen und Deutschland im modernen Europa
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Eröffnung des Promotionskollegs

Am 4. Dezember 2011 wurde das Deutsch-Polnische Promotionskolleg „Polen und Deutschland im modernen Europa“ feierlich eröffnet. Otwarcie sem. pol-niem_4.12.2011 (370)Der Prorektor der Universität Wrocław für Wissenschaft und Internationales, Herr Prof. Dr. habil. Adam Jezierski begrüßte die Anwesenden zur Eröffnungsveranstaltung und betonte die Chancen eines deutsch-polnischen Promotionskollegs, im Rahmen dessen die grenzübergreifende Zusammenarbeit, aber auch der Einblick in die Wissenschaftskultur des Nachbarlandes vertieft werden könne. Otwarcie sem. pol-niem_4.12.2011 (145)Gerade vor dem Hintergrund der wechselhaften Geschichte der Universität Wrocław, die im Jahre 2011 ihr 200-jähriges Jubiläum als staatliche Universität beging, betonte er die Wichtigkeit gemeinsamen Arbeitens, um ein besseres Verständnis des Nachbarlandes zu erreichen. Prof. Dr. habil. Krzysztof Ruchniewicz (Sprecher auf polnischer Seite) skizzierte anschließend kurz die Entstehungsgeschichte und die Strukturen des Kollegs. Otwarcie sem. pol-niem_4.12.2011 (34)-2Das Deutsch-Polnische Promotionskolleg „Deutschland und Polen im modernen Europa“ gründet auf einer Kooperation des Zentrum für Osteuropastudien (ZfO) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und dem Willy Brandt Zentrum für Deutschland- und Europastudien (WBZ) der Universität Wrocław, die das Programm im Sommer 2011 anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages gemeinsam ausschrieben. Im Rahmen des Promotionskollegs werden sich acht deutsche und polnische DoktorandInnen im Zeitraum von drei Jahren mit verschieden deutsch-polnischen Themen beschäftigen, die sich an die Forschungsfelder „Europa als Bedingung und Vision in den polnisch-deutschen Beziehungen“, „Politische und kulturelle Loyalitäten in Polen und Deutschland“, „Migrationen und der Transfer von Wissen“ sowie „Sozialökonomische Asymmetrien und kulturelle Wahrnehmungsmuster im Wandel – Deutschland und Polen im europäischen Vergleich“ anlehnen. Otwarcie sem. pol-niem_4.12.2011 (338)Unterstützt werden sie dabei durch regelmäßige deutsch-polnische Kontakte, Kolloquien, methodische Workshops sowie gemeinsame Sommerschulen. Zur Eröffnung des Promotionskollegs hielt Herr Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Sprecher auf deutscher Seite) einen Vortrag zum Thema „Politikgeschichte als Strukturgeschichte: Polen in der internationalen Politik des 18. Jahrhunderts", in dem er zu Anfang auf die mangelnde Beachtung der Außenpolitik in der Geschichtsschreibung hinwies. Um Politikgeschichte wieder stärker zu betonen, sei eine Verbindung mit Sozial- und Gesellschaftsgeschichte, aber auch eine Kombination von Politik- und Kulturgeschichte denkbar, bei der dann auch Fragen nach Welt- und Wertvorstellungen eine große Rolle spielten. Otwarcie sem. pol-niem_4.12.2011 (354)Als Beispiel für solch eine kombinatorische Fragestellung führte er die konfessionelle Politik Russlands und Preußens gegenüber Polen im 18. Jahrhundert an. Im Folgenden wandte sich Prof. Schulze-Wessel unter Verweis auf Klaus Zernack der Frage nach „Politikgeschichte als Strukturgeschichte“ zu. Diese müsse bestimmte „Pfadabhängigkeiten“, internationale Konstellationen und außenpolitische Positionen der Akteure in den Blick nehmen. Nach dem Nordischen Krieg habe sich im 18. Jahrhundert ein neues System der internationalen Beziehungen im östlichen Europa entwickelt, in dem sich nach und nach „systematische Interessenkonvergenzen“ in der jeweiligen Polenpolitik Russlands, Preußens und Österreichs herausgebildet hätten. Trotz Krisen überdauerte das gemeinsame Interesse an der Einschränkung der polnischen Souveränität. Dies machte Prof. Schulze Wessel in seinen Ausführungen zu der Situation nach dem Nordischen Krieg, der Beurteilung der polnischen Frage in den Schlesischen Kriegen sowie den Teilungen Polens deutlich. Die Politiken der drei Teilungsmächte bewegten sich auch im 19. Jahrhundert im Rahmen der bereits im 18. Jahrhundert entstandenen systematischen Grundlage.

Nach einer regen Diskussion im Anschluss an den Vortrag wurde zu einem gemeinsamen Abendessen geladen.


Bericht: Dorothea Traupe
Fotos: Łukasz Wolak © CSNE